Montag, 23. November 2015
Filmkritik Mockingjay Part 2
Moin Moin,

neulich war ich mal wieder im Kino und hatte mich auf einen schönen Abend gefreut. Vorweg kann ich sagen, dass der Film prinzipiell ok ist, und wenn man die Bücher nicht kennt eventuell auch etwas mehr, aber für mich war es eine Enttäuschung.

Die schauspielerische Leistung war zwar vollkommen in Ordnung, größtenteils sogar wirklich super, allerdings möchte ich die Drehbuchautoren stark kritisieren. Auch wenn mich der Film zweifelsohne unterhalten hat und nicht gelangweilt, finde ich es allerdings doch sehr schade, dass viele Schlüsselmomente, die wirklich simpel und wahrscheinlich auch günstig in der Produktion gewesen wären, einfach entfielen, sodass es für Leute, die die Bücher nicht gelesen haben an manchen Stellen schwierig gewesen sein könnte dem Film hundertprozentig zu folgen. Vieles wurde auch komplett umgeschrieben, was dem Film meiner Meinung nach Tiefe genommen hat. So hat man sich zum Beispiel wunderbar auf die Visualisierung der Ungeheuer verstanden, die waren wirklich gut und ich habe mich sogar ein Mal sehr stark erschrocken, aber der eigentliche Kampf um das Eindringen ins Kapitol wurde sehr vernachlässigt und vereinfacht. So macht es im Film den Eindruck, als würden Katniss und Co. das Kapitol innerhalb von 48 Stunden erobern. Dies lässt leider viele Problematiken außen vor und verkürzt einige Szenen. Das wirkt besonders nach dem ersten Teil des Films eigenartig, wo sich wirklich gut an das Buch gehalten wurde, soweit es denn möglich war, und die Langwierigkeit des ganzen Krieges und die Problematiken gut wiedergaben. In der Fortsetzung geht es dann allerdings Schlag auf Schlag und die Problematiken von Verletzungen und Verstecken findet kaum Beachtung. Ein Beispiel dafür ist der Moment in dem sich Katniss und Co. bei Tigres verstecken. Im Film sind sie dort eine Nacht, Tigres geht es gut, und die Unterkunft ist komfortabel und geräumig. Im Buch ist es aber eher so, dass es Tigres wirtschaftlich schlecht geht, sie in einem sehr engen Kellerraum sitzen, sie fast von Friedenswächtern, die eine Razzia durchführen, erwischt werden und sich von Katzenfutter ernähren. Sie verstecken sich eigentlich eine Woche darin, Peeta hat eigentlich sehr stark mit sich zu kämpfen. Natürlich versuchten die Regisseure die Peeta-Problematik auch einzufangen, dies aber in stark abgeschwächter Form und auf eine Weise, die man irgendwann einfach nur als wiederholend empfindet.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass alle Leute, die vom Ende des Buches, wie ich, sehr enttäuscht waren, das Filmende bis zu einem bestimmten Punkt bevorzugen werden. Hier hat Hollywood einiges für ein Happy End getan, was nicht ganz so deprimierend ist. Hier werde ich mich aber aufgrund von Spoilern nicht sonderlich klar ausdrücken. Für Leute, die das Buch kennen, kann ich nur sagen, dass das finale Treffen auf der Straße der Tribute anders abläuft und anders aufgebaut ist, als im Buch. Außerdem wird der Epilog etwas abgeschwächt, sodass es nicht ganz so deprimierend ist.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Film durchaus einen guten Entertainment-Faktor hat und man ihn sich durchaus mal ansehen, wenn er auf Blue-ray draußen ist. Ins Kino würde ich dafür aber nicht gehen. Auch wenn viele Momente sehr gut dargestellt sind, was sehr viel eher an den Schauspielern liegt, als am Drehbuch. Wunderbar wurde der Tod einer der beliebtesten "Sieger" dargestellt und auch die Mutationen haben mich sehr beeindruckt und auch wenn ich es ungern zugebe, hat mir das Ende im Film besser gefallen, als das des Buches, auch wenn ich finde, dass mehrere andere Tode stark vernachlässigt wurden. Besonders enttäuscht bin ich allerdings von dem zwischenmenschlichen des Films. So wird nicht richtig, beziehungsweise ausreichend auf die Dreiecksbeziehung von Katniss, Peeta und Gale eingegangen und auch Prim und Ihre Mutter fallen nicht in das Gewicht, welches sie im Buch haben. Auch die Hochzeit zu Beginn des Films entspricht nicht annähernd der Vorgabe und die wäre nun wirklich nicht schwer umzusetzen gewesen.
In meinen Augen haben Jennifer Lawrence (Katniss) und Julianne Moore (Präsidentin Coin) in Ihren Rollen geglänzt. Julianne Moore hat es geschafft, dass man Coin tatsächlich nicht mehr mag und Jennifer Lawrence konnte an Ihre bisherigen Erfolge anknüpfen.

Tatsächlich ist es sehr interessant, dass es sich mit dieser Filmreihe so verhalten hat, wie mit Deutschland in der WM. Deutschland spielt immer ein gutes Spiel, während das nächste grottig wird. So waren in diesem Fall The Hunger Games sehr gut, Catching Fire war unterirdisch, dass haben die Kritiken auch wiedergespiegelt und es hat offensichtlich zum Ansporn für Mockingjay Part 1 geführt. Der war in meinen Augen auch wieder klassig. Part 2 kann man aber außen vor lassen. Dennoch wünsche ich euch beim Film eine gute Unterhaltung. Sowas ist ja schließlich Geschmackssache und vielleicht bin ich auch geblendet, da ich die Bücher kenne.

Viele Grüße,
Felix